Nein, natürlich haben wir nicht auf einem Fussballplatz übernachtet. Kurz vor Hattingen durften wir Dank der Kooperation mit dem DKV (Deutscher Kanu-Verband) auf dem Grundstück des Kanuclubs Bochum unsere mobile Heimstatt aufbauen. Seit 2020 besteht die Verbindung zwischen dem DKV und Blue Ribbon / Pink Ribbon, so dass nun auch von den vielen Paddlern in Deutschland Kilometer für die Schleifenroute gesammelt werden können. Sehr viele Paddelstrecken laufen entlang der Schleifenroute und durch die engagierten Paddler kommen nun laufend neue hinzu. Und über die CANUA-App ist das spenden der Kilometer ganz einfach. Denn genau darum geht es - es wird kein Geld gespendet, sondern Kilometer.

Wir waren ganz für uns am Abend und in der Nacht, außer einer beachtlichen Menge an Graugänsen, die uns am Morgen geweckt haben.
Die Nacht war kalt. Man merkt, das es trotz wunderbarer Sonnentage in den Herbst geht. Doch wir sind super ausgerüstet: Hervorragende Schlafsäcke, Innenschlafsäcke aus Seide als zweite Schicht, Merino Unterwäsche und alles umhüllt von unserem Bergans Zelt.

Reinhard bereitet mir jeden Morgen einen Kaffee der, neben dem phantastischen Aroma, eine große Portion Liebe enthält.
Und das Tor hinter unserem Zelt nutzten wir nicht um zu kicken, sondern als geradezu genialen Platz zum Lüften und Trocknen.

Der Besuch der Heinrichshütte bietet einen besonderen Einblick. Hier wurde Geschichte geschrieben, als die Hütte im März 1987 nach über 130 Jahren stillgelegt werden sollte. Erstmals haben sich Gewerkschaft, Stahlarbeiter und verschiedene Initiativen zusammengeschlossen um gegen die Schließung zu demonstrieren. Streckenweise waren bis zu 30.000 Menschen auf dem Rathausplatz, eine Menschenkette aus 5.000 Menschen rund um die Hütte wurde gebildet und Auto-Corsen in die Landeshauptstadt Düsseldorf wurden organisiert. Letztlich konnte die Schließung jedoch nicht aufgehalten werden.
Auf den Tag genau 30 Jahre später wurde dann die heute zu besichtigende Collage "100 Hüttenleben" eingeweiht. Nach 30 Jahren wurden 100 ehemalige Beschäftigte aufgesucht, zu ihrem weiteren Lebenslauf nach der Stilllegung befragt und fotografiert. Echt spannend!

Auf dem Weg nach Mühlheim entlang der Ruhr treffen wir auf dem Radweg auf freilaufende Kühe. Scheint hier aber völlig normal zu sein, wie uns ein Radfahrer mitteilt. Tatsächlich scheinen für die großen Tiere die vielen Radfahrer ein vertrautes Bild zu sein. Sie grasen gemütlich entlang des Weges oder machen sich auf zum Wasser, um etwas zu trinken.

Am Abend bekommt Doris dann im Kanuclub Mühlheim eine persönliche Trainingsstunde von Jugendtrainer Claus im Paddeln. Stilecht begleitet durch die Abendsonne, mit ihrem warmen Licht und angenehmen Temperaturen, geht es los. Und ja, es klappt ganz gut. Doris hat in jedem Fall eine neue Leidenschaft entdeckt. Das wird uns nun wohl in unserem weiteren Leben auch noch begleiten. Wasserrutschen, Baumklettern, Erntehelfer und Paddeln, wenn das so weiter geht, dann bekommen wir selbst im wohlverdienten Ruhestand noch Stress.

Bevor es auf dem Ruhrtalradweg weiter Richtung Duisburg geht, erklimmen wir noch den Wasserturm in Mühlheim. Dieser ist inzwischen stillgelegt. Heute dient der Turm als multimediales Museum und von oben hat man einen gigantischen Ausblick über die Stadt und weit in die Ferne.

Meterhoher Bärenklau auf den Wiesen kurz vor Duisburg. Schön, filigran in den feinen Verzweigungen und giftig! Der Saft der Staude kann bei Hautkontakt zu Allergien führen. Freunde von uns kennen sich mit der Pflanze gut aus und verwenden die getrockneten Stauden, in der armdicken Variante, zum Bau von Didgeridoos. Es ist erstaunlich wie gut diese klingen.
In Duisburg hören wir während der Vorbeifahrt Orgelklänge aus der Salvadorkirche und wollen uns den Klängen gerne hingeben. Doch leider ist die Kirche geschlossen, so dass wir dem unbekannten, einsamen Spieler nur von außen ein wenig lauschen dürfen. Sollte dieser, aus welchem Zufall auch immer, hier in diesem Blog lesen - es war unglaublich berührend.

"Tiger und Turtle" im Angerpark Duisburg-Angerhausen ist wahrscheinlich den meisten ein Begriff. Doch wenn man dann so davor steht, ist die Großskulptur wirklich mächtig beeindruckend.
Normalerweise ist sie auf einer Länge von 220 Metern begehbar. Doch was ist schon normal in Zeiten Corona? Trotzdem schön! Den Looping kann man nicht begehen. Würde wahrscheinlich auch etwas schwierig, ansonsten dürfen sich bauartbedingt jeweils maximal 195 Besucher gleichzeitig darauf bewegen.

Wir verlassen die Ruhr und kommen wieder an den Rhein, den wir bei Kaiserswerth mit der Fähre überqueren. Auf der anderen Seite treffen wir auf die Familie Schmidt, die vor kurzem ihr Auto verkauft hat und seither auf einem, na wie sollen wir sagen, Radfahrzeug pure Lebensqualität genießen. Sie haben das als E-Bike konstruierte Rad in Holland erworben. Nach einem Bild für uns wollen sie weiter, doch ein unbemerkter Platten verhindert dies. Reinhard ist super im Instandsetzen und ein weiterer Radfahrer ist direkt zur Stelle, so dass in gemeinsamer Aktion, dieses doch recht schwere Rad schnell wieder flott ist.

Schon wieder wird es Abend und die Sonne senkt sich langsam, als wir das Rheinufer der Stadt Düsseldorf erreichen. Die milden Temperaturen ziehen die Menschen zum Wasser. Nun ist Düsseldorf entgehen des Namens ja gar kein Dorf, so dass gefühlt alle Düsseldorfer am Wasser sind. Doch wir merken, der Trubel ist geordnet. Die Sicherheitsabstände werden eingehalten, die Menschen wissen wie wichtig es ist raus zu dürfen. Dennoch halten wir uns nicht lange auf, wollen noch weiter nach Neuss zu Ellen. Sie arbeitet für die Awareness Deutschland am Standort Düsseldorf und wir werden einen gemeinsamen Abend verbringen.
Tja, dass wir nun immer öfter noch in den Abendstunden unterwegs sind, liegt nicht an zu langen Tagestouren oder das wir womöglich zu langsam reisen. Die Tage werden kürzer und ganz ehrlich - das ist uns erst heute bewusst geworden.


Wenn ihr auf der Seite weiter nach unten scrollt, könnt ihr uns einen Kommentar senden. Wir freuen uns darüber.

Wenn Ihr mehr über die Arbeit der Awareness Deutschland gemeinnützige UG erfahren wollt:

www.blueribbon-deutschland.de
www.pinkribbon-deutschland.de
www.pink-kids.de

Kommentare

Hallo Mechthild,

das freut uns sehr das Ihr Freude habt in unserem Blog zu lesen. Wir bekommen unterwegs sehr viele bunte Eindrücke von diesem wunderschönen Land. Und wenn wir zurück sind haben wir noch immer nicht alles gesehen.

Was wir auf jeden Fall neu und mit viel Zeit per Rad erleben wollen ist die Industriekultur Route im Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet ist auch sehr reizvoll. Doch das hat Zeit, jetzt sind wir im Hier und Jetzt, und genießen die vielen wunderschönen Begegnungen entlang der Schleifenroute.

Wir wünschen Dir und deiner Familie viel Spaß mit dem Blog.

Schön das Ihr darin ein wenig mit uns reist

Liebe Grüße Doris und Reinhard

Hallo Eva und Jürgen,

ganz lieben Dank für eure herzlichen Grüße. Wir haben uns sehr gefreut. Der Süden rückt immer näher, und da freuen wir uns auf ein wunderschönes Wiedersehen mit euch.

Seid herzlich gegrüßt, liebe Grüße auch an Said.

Bis bald Alles Liebe Doris und Reinhard

Hallo Eva und Jürgen,

hier ist euer Fahrradkurier vom ADFC Siegen-Wittgenstein, der euch am vergangenen Mittwoch in Dreis-Tiefenbach (Netphen) in seiner Gartenhütte beherbergt hatte. Wünsche euch eine gute Weiterfahrt! Dies auf die Schnelle, Gruß Hans-Gerhard

Hallo ihr Lieben, wir freuen uns immer wieder über eure Beiträge und noch mehr freuen wir uns,dass ihr begeisternswerte Erlebnisse erfahren dürft und es euch gut geht.

Weiterhin gute Fahrt und kommt gesund im Süden wieder an. Das wünschen Jürgen und Eva

Ein zwar langer, aber sehr schöner Bericht. Meine Familie liest gern in eurem Blog. Liebe Grüße